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Wohnst du schon oder lebst du noch?

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  Eine Ausfahrt ins unmögliche Möbelhaus aus Schweden. Nicht ganz so weit weg und mit zwei Miezen an meiner Seite. Die eine will unbedingt einmal im Jahr dorthin, um Kerzen und Servietten zu kaufen, die andere ist auf der Suche nach Anregung und schönen Vasen. Und mir is eigentlich ollas wurscht – ich fahr halt mit, zwecks der Gaudi. Wir starten mit einem Frühstück, einem unglaublich günstigen, sodass ich bis zum Schluss glaube, hier bei „versteckter Kamera“ zu sein und am End noch eine horrende Summe aufzahlen zu müssen. Dem ist aber nicht so und wir kommen, beseelt von unseren Gesprächen und laut kichernd, ungeschoren an der Security vorbei auf die riesige Möbel-Ausstellungsfläche. Einzig durch den Notausgang lassen sie uns nicht gehen und wir umrunden noch einmal das ganze Frühstücksbuffet, um bei den Korbsesseln und Tischerln anzukommen. Dies sollte schon ein erster Hinweis auf die Größe des Geschäftes und den noch vor uns liegenden Fußmarsch sein. Wir haben Spaß. Wir setzen je

Schräg, aber knackig

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  Ich befinde mich ja immer irgendwie in Schräglage. Ich gehe, stehe und liege schräg, parke das Auto jedes Mal schief ein, obwohl ich glaube, dass es kerzengerade ist, und sämtliche Bilder in meiner Wohnung hängen mit einem Linksdrall an den Wänden. Auch die kleinen Teppiche wie Bettvorleger oder Klountersetzer zeigen ulkig in irgendeine Richtung – nur nicht in die richtige. Ich schieb sie meiner Meinung nach gerade, meine Kinder schieben sie zurück, ich hänge die Bilder punktgenau auf, meine Freunde zucken aus bei diesem Anblick und drehen sie oft heimlich an der Wand, während ich z. B. am WC bin (und gerade den Klountersetzer herumwirble…). Manchmal kommt mir vor, sogar meine Pflanzen wachsen irgendwie schräg, nur um sich mir anzupassen. Das ist alles nichts Neues. Aber seit kurzem kommen auch noch unfassbare Knackgeräusche, ein seltsames Blubbern und oft regelmäßiges Klopfen bei jeder meiner kleinsten Bewegungen dazu, die für weiteres Aufsehen sorgen. Die Schräglage fordert ihren

Weihnachten

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Weihnachten bei Tantchen. Wie jedes Jahr. Man wird zum Schmaus geladen. Dieses Mal in ein bodenständiges Wirtshaus in einer kleinen Ortschaft. Dorthin, wo uns jeder kennt – zumindest kommt mir das so vor. Im Vorfeld gibt’s heftige Diskussionen über die Essenswünsche. Tantchen sagt mir am Telefon, sie freue sich auf ein Cordon Bleu in Mandelkruste und Eispalatschinken. Wir seien auch alle herzlich zu diesem Weihnachtsmenü eingeladen. Ich druckse vorsichtig herum, denn da gibt es einige unüberwindbare Hindernisse, für die das Tantchen aber keinerlei Verständnis zeigt: Zwei von uns sind Pescetarier, einer Vegetarier, einer hat eine Nuss/Mandel-Allergie, zwei eine Glutenunverträglichkeit, einer eine Laktoseintoleranz und zwei eine Katzenallergie. Aber letztere wird’s wohl kaum auf der Speisekarte geben. Ist ja ein gutbürgerliches Gasthaus, wie gesagt. Da auch ich mich in diesen Unverträglichkeits-Gruppen wiederfinde, wären die fatalen Konsumationsfolgen, dass ich in der beschaulichen O

Nachtblind - von Hasen und Karotten

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Es ist Ballsaison. Matura-Ballsaison, um genau zu sein. Jede Woche findet im Umkreis von ca. 70 km eine derartige Veranstaltung statt, die meine Kinder in den Bann zieht. Von jeder Schule scheinen sie plötzlich wen zu kennen und wenn nicht, dann wird eben entweder nur das Motto ausspioniert, die Polonaise inspiziert oder etwaige zärtliche Verbindungen anvisiert. Kurzum: irgendein Kind geht jeden Samstag auf irgendeinen Ball und „glüht vor“ – mit einem Tschippel Leute und bei uns im Haus. Im Normalfall kommt dann die ganze Partie selbständig an den Veranstaltungsort und von dort auch wieder heim. Nicht so letztens: Der Ball findet in einem riesigen Zentrum im Murtal statt, ich und eine andere Mama erklären uns bereit, das angesoffene Gemüse in den Tanzsaal zu chauffieren, zurück würden sie es schon irgendwie schaffen. Es fahren schließlich Shuttle-Busse… kommt ihnen plötzlich vor, als es für einen Rückzieher meinerseits aber zu spät scheint. Mir wäre lieber, nicht fahren zu müssen, de

Psychotherapie in der Schneiderei

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  Es ist bald wieder soweit: ein Maturaball steht vor der Tür. Dieses Mal derjenige meines Kleinsten, der übrigens gefühlte zwei Meter 20 misst, und eine Erzählung über den Anzugeinkauf für so ein „Cornetto“ auch einen ganzen Blog füllen würde. Aber darum geht es hier heute nicht, sondern um meine eigene Garderobe. Die Mutter-Königin muss ja schließlich auch eingekleidet werden. Eine neue Robe muss her, die Kalamitäten mit meiner vorigen sind mir noch zu gut in Erinnerung, weshalb ich dieses Mal von vornherein in ein tolles Geschäft in die Landeshauptstadt fahre, dort auch blitzartig Dank meiner Shopping-Queen-Spürnasen-Tochter fündig werde und nun einen langen Traum in Glitzer und Spitze besitze. Einen etwas zu langen, was bei mir auch eher selten vorkommt. Also ab zur regionalen Schneiderin. Sie sollte die Länge so gestalten, dass ich weder über meine eigenen Hendlhaxn noch über den Stoff stolpere. Vor mir ist bereits eine Dame in der Umkleidekabine zugange, die ein Dirndl nach dem

Geschmäcker und Zeiten ändern sich.

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Es ist mir ein Rätsel, was in den letzten Jahren mit mir passiert ist. Eine Wandlung hat stattgefunden, was meinen Geschmack betrifft, sei es für Essen, Mode, Kunst oder auch für meine Mitmenschen. Was ich mein Leben lang für abscheulich hielt und verteufelte, wird mir immer sympathischer, ja es zieht mich geradezu an. Ist das normal, weil man sich eben ändert und mit seiner körperlichen und geistigen Reifung auch andere Sensoren und Bedürfnisse entwickelt oder bin ich jetzt komplett verloren und hätte ich eigentlich die Pflicht, mir das alles auch quasi wieder abzutrainieren, so peinlich wie sich manches davon anfühlt? Schon als Kind konnte man mich zum Beispiel mit dem Geruch und Geschmack von Zwiebeln in die Flucht jagen – was bei meinen körperlichen Kalamitäten nicht selbstverständlich ist und ich eher dazu neige, in Panikstarre zu verweilen als meine Beinchen in die Hand zu nehmen und davonzulaufen. Auch Dill und Schwammerln gehörten zu den Weglauf-Boostern, später war es dann R

Tierische Rache

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Wie heißt es so schön? „Karma hat ein Gedächtnis wie ein Elefant“ oder in meinem Fall: wie ein ganzer Schwarm Schmetterlinge. Es begab sich nämlich blöderweise in meinen Adoleszenz-Jahren, als ich noch hie und da dieses Getier sprichwörtlich im Bauch hatte, dass ich in meinem ersten Garten eine beachtliche Ansammlung an Brennnesseln samt ekelerregenden schwarzen Raupen entdeckte, was in meinen unreifen Augen ein gar grauenvolles Bild mit kleinem Ungeziefer abgab, das es galt auszurotten. Oh mein Gott! Welch großer Fehler, welch großer Irrtum! Es handelte sich dabei nämlich um die Raupen von Schmetterlingen, die allesamt wunderbare Tagfalter hätten werden sollen. Und die es sowieso nicht leicht haben auf dieser Welt, weil es nur noch wenige Brennnesseln gibt. Kaum traue ich es mich zu sagen, womit ich mich schuldig gemacht habe: Ich lief zur Garten-Nachbarin und machte sie auf diese vermeintlichen Schädlinge aufmerksam, woraufhin wir gemeinsam beschlossen, in Ermangelung eines Insekte